Das Feuer und ich

19. November 2017
Pfadfinderkochstelle auf dem Sommerager

Astrid möchte gerne wissen wie es um uns und das Feuer bestellt ist.


Bau der Kochstelle, die ersten Steher werden zurechtgehakt.


Ich mag Feuer.
Schon immer.
Diese Liebe wurde bei mir betimmt in der Kindheit geschürt.


Mit Sisalschnur und Bünden wird das Grundgerüst gemacht.


Feuer hat  für mich etwas Verbindendes, Wärmendes, Nährendes. Der Verbindende Effekt ist immer da wenn jemand ein Feuer entfacht, alle stehen herum, starrren hinein, eine Gitarre kommt hinzu... ich glaube kaum jemand kann sich solch einer Szene entziehen. Viele Menschen werden das als behaglilch und verbindend empfinden.


Eine dicke Lehmschicht verhindert das Durchbrennen.


Dass ich Feuer auch als nährend und Gemeinschaft stiftend empfinde, das verdanke ich den Pfadfindern. So eine gebaute Kochstelle ist ein offensichtlicher Mittelpunkt der Gemeinschaft. 10 Tage lang über offenem Feuer, an einer selbst gebauten Kochstelle zu kochen- das geht nur gemeinsam. Das Feuer zu zähmen und es in die Mitte der Gesellschaft zu bringen war eine große Leistung der Menschheit.


Stauraum an allen Ecken und Enden, wie in einer richtigen Küche.


Unsere Feuer heute, sind einfach nicht mehr sichtbar, entkoppelt von uns. Das Gas in der Therme kommt aus Russland, es hat nichts mehr mit uns zu tun. Der Strom für den Herd wird in zig verschiedenen Kraftwerken produziert, in Ringleitungen durch halb Europa gejagt bis er unser Mittagessen wärmt. Was das mit mir zu tun hat? Gefühlt nichts. Das Benzin aus dem Nahen Osten, über tausende Kilometer in Pipelines unterwegs, bis es in meinem Benzintank landet hat es so einen Weg hinter sich, dass ich mich nicht sonderlich mit ihm identifiziere. Unsere "Feuer" unsere Energiequellen - wir haben sie einfach nicht mehr selbst in der Hand.


Essentielles Utensil: der Topdeckel! Ohne ihn bekommt jegliches Essen die Geschmacksnote "Waldkraft".


Ich möchte nicht zurück zu dem Leben am Herd, zu den "guten alten Zeiten". Eben weil ich über viele, viele Sommer hinweg erfahren habe, dass du alleine gar nichts ausrichtest, in einer einfacheren Zivilisation. Oft war ich als Leiterin die erste in der Früh die auf war, trockenes Unterzündholz zusammengesucht hat, gehofft dass genug gehacktes da ist, ein Feuer entzündet, geschürt, Milch und Tee-Kaffee-Wasser aufgesetzt, mit beißendem Rauch gekümpft, den Milchtopf permanent hin und hergerutscht, dass nichts anbrennt... und das alles noch lang vor dem ersten Kaffee. So ein Aufwand - nur fürs Frühstück!


Hacken, sammeln, trocken verstauen. Schon der Morgentau reicht um den Frühstückskaffee ins Unendliche zu verschieben.


Wie einfach ist ein Frühstück zu Hause. Kaffemaschine, Mirkowelle, in wenigen Minuten ist alles bereit. Den Arbeiter aus dem tschechischen Atomkraftwerk, den habe ich nicht im Kopf wenn ich die Mikrowelle einschalte. Ach, ihr bezieht wie ich Ökostrom? Ich bezweifle, dass ihr dann an den deutschen Arbeiter, der die Glasfasernmatten für die Windkraftanlage verarbeitet hat, denkt. Geschweige denn an den chinesischen Siliziumbergmann. Die ganze Welt hilft mir beim Wärmen der Milch und doch mach ich es ganz alleine.


Einfacher Kakao wird hier zum Gericht der hohen Schule!


Wie seltsam das ist, wird mir erst wieder beim Betrachten meiner Fotos hier klar. Ich zeige euch Fotos einer Lagerkochstelle. Etwa 20 Leute haben 10 Tage drauf ihr Essen gekocht - und ja auch das Frühstück, den Kaffee - das haben wir als "gekocht" ja gar nicht mehr am Plan. Die Fotos stammen aus dem Jahr 2003, da habe ich meine erste digitale Kamera bekommen. Wie viele unfotografierte Feuer ich davor schon entfacht habe? Viele!


Viele Hände, schnelles Ende!


Feuer ist in meiner Umgebung stets ein "Zuckerl", ein Zusatz der das Leben schöner macht. Als Adventkranz, als Schwedenofen auf dem die Bratäpfel zischen und die Orangenschalen trocknen, als Kerze in der Laterne vorm Haus. Notwenig sind all diese Feuerchen in meinem Leben nicht. Aber schön und beahglich sind sie immer. Die lebensnotwendigen "Feuer" brennen anderswo: Müllverbrennungsanlage, Funken im LKW der mein Essen bringt, Stahlerzeugung, Ölheizung in der Schule. All diese Feuer sind weit weg, abstrakt und alles andere als romantisch. Aber lebensnotwendig. 


Einige Tage später - Wiese. So wie vorher. Nachhaltig ist es, aber nur gemeinsam zu packen.

 weitere Licht-Feuer Gedanken:
8 Kommentare on "Das Feuer und ich"
  1. Danke für diesen großartigen, meinen Horizont erweiternden und nachdenklich machenden Post! Das sind Erfahrungen mit dem Feuer, die ich nie gemacht habe und wahrscheinlich bedingt dieser Mangel, dass ich mir auch relativ wenig Gedanken mache um die Energie, mit deren Hilfe ich ein angenehmes Leben führen kann, ganz anders als meine Vorfahren. Es hat mich allerdings auch nie gereizt, das Feuer, im Gegenteil, denn meine Erfahrungen waren oft auch folgenreich & letztendlich schmerzhaft. Aber umso mehr schätze ich, durch die Augen anderer zu sehen - das ist dir geglückt!
    Herzliche Grüße!
    Astrid

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  2. Was für ein spannender, interessanter Beitrag, der zum Nachdenken anregt. Wie anders wäre doch unser Leben, wenn wir wieder unser eigenes Feuer schüren müssten.
    Danke für deine Gedanken übers das Feuer und darüber hinaus, sie werden mich noch weiter begleiten.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  3. Ich bin beeindruckt von eurer Feuerstelle! Was für ein Meisterwerk. Es ist so interessant.

    Deine Worte tun gut und weh..ja das stimmt, man nimmt vieles zu selbstverständlich und vergisst sehr schnell.
    Es ist auch ok, denn wie du schreibst: wer will schon auf die grobe Art back to the roots
    Es ist aber schön, selbst und eigenhändig etwas zu erschaffen...auch ein ordinäres Frühstück :)

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  4. So habe ich Feuer auch erlebt, nicht bei den Pfadfindern, sondern in der Jungschar der Kirchengemeinde. Aber es war in der Erinnerung schon ziemlich weit nach hinten gerutscht... vielleicht weil ich es auch immer nur begrenzt lustig fand und immer froh war, wenn es zurück in die Zivilisation ging. Liebe Grüsse Maren

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  5. in einer Zeit wo alles auf Knopfdruck funktioniert machen wir uns kaum noch Gedanken über den Ursprung
    du hast das sehr schön beschrieben
    tolle Bilder

    liebe Grüße
    Rosi

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  6. jetzt, wo mein feuer-beitrag fertig ist, lese ich gerne die posts der anderen dazu.
    dein bericht hat mich wirklich nachdenklich gemacht, denn ich weiß überhaupt nicht, wo das flüssiggas, mit dem unsere heizung betrieben wird, herkommt. feuer selbst hat auf mich immer eine große anziehungskraft, wahrscheinlich, weil ich von kindan damit aufgewachsen bin. aber natürlich hast du recht, es ist etwas, das nicht mehr notwendig ist, aber uns/mir viel freude bringt. und ich weiß, wo das holz für unseren geliebten kaminofen herkommt, denn unser nachbar holt es direkt aus dem elm, er hat einen holzschein für restholz. früher haben wir das auch selbst gemacht, aber mit alterserscheinugen geht das nicht mehr so gut ;)!
    liebe grüße und danke für den anregenden beitrag!
    mano

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  7. liebe eva, das nenn' ich einen feurigen post! ;-)
    wie recht du hast! so weit es geht, versuchen herr mo und ich ressourcenbewusst zu leben. manchmal geht das einfach, manchmal weniger und manchmal vergessen wir es wieder... danke für dein dran erinnern!
    ♥ monika

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  8. Wie recht Du hast, es ist für uns Zubrot und Zuckerl und nicht mehr notwendig. In vielen Ländern dieser Erde ist es jedoch nötig und ohne Feuerholz wirds für die Menschen schwer. Tolle Bilder von Euren Kochstellen sind das. Vielen Dank für Deinen Post, der sehr nachdenklich macht. Liebe Grüße, Eva

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