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@zedena.tharendt |
Liebe 12tel-Blick-Gemeinde, heute habe ich hier einen Gastpost für euch. Wenn ihr nicht nur am Blog den 12tel-Blick verfolgt, sondern auch auf Insta, dann habt ihr Zedenas umwerfende Videos vom 2021 Blick schon gesenen. Ich war total entzückt von diesen Videos und wollte natürlich wissen: Wie geht das?!? Zedena hat für uns eine sehr ausführliche Erklärung geschrieben. Viel Vergnügen mit ihrer Anleitung:
Hallo liebe
12tel-Blick-Gemeinde!
Heute übernehme ich
mal das Wort. Mein Name ist Zedena von Tharendt und seit 2019 fahre ich jeden
Monat raus und stelle mein Stativ an die gleiche Stelle. Da ich aber nicht nur
diese zwölf Bilder mache, sondern auch sonst viel im Bereich Natur- und
Tierfotografie bis hinein in den Makrobereich unterwegs bin, eigene ich mir ständig
neue Techniken an, um noch mehr aus meinen Bildern herauszuholen. Dieses Wissen
teile ich gerne und als Eva über Insta fragte, wie ich denn das
12tel-Blickvideo gemacht habe, lag es nahe euch alle daran teilhaben zu lassen.
So ein Video, in dem
die Bilder jeden Monats ineinanderfließen, entsteht in zwei Etappen: Zuerst
müssen die Bilder genau übereinandergelegt werden. Denn egal wie penibel man
jeden Monat seine Kamera ausrichtet, bekommt man keine zwei deckungsgleichen
Schnappschüße zu Stande. Die ausgerichteten Bilder werden dann in ein
Videoschnittprogramm hochgeladen und Überblendungen zwischen den Bildern
eingefügt.
Für beide Etappen
werde ich euch eine generelle Schritt-für-Schritt-Anleitung geben, sowie ein
paar Kniffe, die das Ganze erleichtern. Außerdem werde ich euch verschiedene
Programme vorstellen, mit denen man die Bilder bzw. Videos bearbeiten kann. Ich
habe Programme sowohl fürs Smartphone als auch für Laptop/Desktop
herausgesucht. Die meisten sind kostenlos oder weit verbreitet.
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@.zedena.tharendt |
Teil 1 – Bilder ausrichten
Das Ausrichten der
Bilder ist das A und O für einen nahtlosen Übergang im späteren Video. Wenn man
da nicht sorgfältig ist, fällt das im Video viel mehr auf als in einer Collage.
Glaubt mir! Ich habe bisher jedes 12er Set mindestens einmal von Grund auf neu
ausrichten müssen, weil ich wieder irgendwo geschlafen hab – oder weil mein
Perfektionismus mich heimsuchen kam. Aber keine Angst. Es
muss nicht perfekt sein!
Zumindest nicht im
gesamten Bild. Wichtig ist euer Fokuspunkt. Der muss überall gut passen. Den
Rest kriegt man oft auch gar nicht perfekt überlappt (außer man fährt die
schweren Geschütze auf).
Um die Bilder
übereinander ausrichten zu können, braucht ihr ein Programm, das mit Ebenen
arbeitet. Diese Ebenen kann man sich vorstellen wie ein Stapel bedruckter
Folien. Jede Ebene hat eine eigene Transparenz, Größe und Ausrichtung und wir
schieben sie so lange hin und her, bis es uns passt.
Wenn ihr das Programm
eurer Wahl öffnet, müsst ihr erstmal all eure 12 Bilder als Ebenen in ein und
dasselbe Dokument importieren. Ich hole mir immer gleich alle Bilder rein, dann
geht das Ausrichten flüssiger. Dann sucht ihr euch den Blick heraus, der den
stärksten Kontrast hat. Meistens ein Winterbild. Das schiebt ihr ganz nach
unten. An diesem Bild werden alle anderen ausgerichtet. Nennen wir es Januar.
Bei allen anderen
Bildern wird nun die Sichtbarkeit deaktiviert. Das zweitunterste Bild wählt ihr
an. Nennen wir es Februar. Dies ist die aktive Ebene, hier starten wir mit dem
Ausrichten. Dazu aktiviert ihr die Sichtbarkeit wieder und verringert die
Deckkraft auf etwa 50%.
Jetzt solltet ihr den
Februar wie einen Geist über dem Januar schweben sehen. Sucht euren Fokuspunkt
und fangt an den Februar zu verschieben, zu drehen oder auch größer und kleiner
zu ziehen. So lange bis ihr der Meinung seid, dass beide Monate optimal
übereinander liegen.
Dann setzt ihr die
Deckkraft vom Februar wieder auf 100%. Um zu überprüfen, ob der Übergang
nahtlos ist, kann man jetzt die Sichtbarkeit des Februars mehrmals deaktivieren
und aktivieren. Schaut dabei vor allem auf euren Fokus. Springt der Baum
immer hin und her? Nein. Gut. – Ja.
Nochmal 50% Deckkraft und nachjustieren.
Fällt euch im
Randbereich eine störende „Bewegung“ auf? Wenn ja: Speichert
eure Datei und probiert, ob ihr die „Bewegung“ – die Abweichung – zumindest
verringern könnt. Sollte das nicht der Fall sein und ihr den Eindruck haben,
dass jetzt plötzlich wieder alles aus dem Lot ist, könnt ihr immerhin zum
letzten Speicherstand zurückkehren.
Gefällt euch das
Ergebnis: Unbedingt speichern! Je nachdem welches Programm ihr nutzt und wie
groß die Bilder sind, kann euer Rechner ganz schön ins Schwitzen kommen. Ist der Februar
fertig, kann dessen Sichtbarkeit wieder deaktiviert werden. Der März wird nach
dem gleichen Prinzip am Januar ausgerichtet. Und so weiter und so fort.
Am Anfang habe ich
jeden Monat am vorherigen ausgerichtet, aber wenn mir später im Video ein
Übergang nicht gefiel, mussten natürlich auch alle darauffolgenden Bilder neu
ausgerichtet werden. Mit dieser Methode muss man immer nur ein Bild korrigieren.
Wenn ihr mit dem
ganzen Stapel fertig seid und die Sichtbarkeit aller Ebenen aktiviert, werdet
ihr merken, dass manche Bilder über den Rand herausragen. Dafür sieht man an
anderer Stelle die darunter liegenden Ebenen durchblitzen. Hier muss rigoros
zugeschnitten werden. Geht dabei immer wieder den Stapel durch,
aktiviert/deaktiviert die Sichtbarkeit und geht sicher, dass keine groben
Lücken entstehen.
Ist auch das
geschafft, können die neu arrangierten Blicke endlich exportiert werden. Ob ihr
oben oder unten anfangt, ist egal. Exportiert euer Bild, ändert die
Sichtbarkeit des nächsten Monats und exportiert wieder unter neuem Namen. Damit
ist die erste und schwierigste Etappe geschafft!
Bevor ich euch die
Programme vorstelle, möchte ich euch noch ein paar Tricks mit auf den Weg
geben, die das Ausrichten erleichtern oder beschleunigen.
- Sucht euch von Beginn an Fixpunkte
mit gutem Kontrast. Einen Baum vor hellen Himmel, ein weißes Haus… Ihr braucht
mehrere, in der Nähe eures Fokus aber auch weiter weg.
- Wenn ihr das Bild drehen müsst, bewegt
die Ebene erst so, dass ein Fixpunkt relativ weit außerhalb der Bildmitte gut
überlappt und verschiebt den Drehpunkt dorthin. Um diese Bildseite braucht ihr
euch jetzt erstmal wenig Sorgen zu machen. Auf der anderen Seite des Bildes
wird jetzt auch viel deutlicher in welche Richtung ihr drehen müsst.
- Beim Skalieren einer Ebene müsst
ihr immer hin und her springen. Wenn ihr von links schiebt, bis der Fixpunkt
passt, wird der andere Fixpunkt weiter rechts total daneben liegen. Also
schiebt ihr von rechts, am besten ein wenig über das Ziel hinaus. Wieder von
links, rechts, links, rechts… Dabei werden die Abweichungen immer kleiner.
Irgendwann hat man auch raus, wie viel man „zu weit“ schieben muss, damit es
mit der anderen Seite wieder passt.
Teil 2 – Die Bildbearbeitungsprogramme
Bisher habe ich euch
den allgemeinen Ablauf gezeigt, denn die Details sind von Programm zu Programm
unterschiedlich. Da detaillierte Anleitung für jedes Programm jedoch den Rahmen
sprengen würden, zeige ich euch mit ein paar Sceenshots, wo ihr die relevanten
Funktionen findet, und sage ein paar Worte zu den Vor- und Nachteilen jedes
Programmes.
Autodesk Sketchbook
Weil ich vermute,
dass die meisten von euch eher mit dem Handy fotografieren, und viele Leute
inzwischen auch gar keinen Laptop oder gar Desktop mehr haben, sondern alles an
Smartphone und Tablet erledigen, war es mir wichtig auch eine mobile Lösung
anzubieten.
Leider gibt es in der
Sparte mobile Bildbearbeitung nur zwei Programme, die mit Ebenen arbeiten.
Photoshop und Affinity Photo, beide kostenpflichtig. Deswegen musste ich auf
ein Zeichenprogramm ausweichen. Da gibt es vermutlich mehrere, die in Frage
kämen, aber mit Sketchbook habe ich schon gearbeitet.
Leider kann man bei
Sketchbook den Bildausschnitt nicht im Nachhinein verändern. Deswegen sollte
man sein erstes Bild, den Januar, möglichst nah heranholen.
Allgemeines Problem
bei den mobilen Anwendungen ist, dass Bewegen, Drehen und Skalieren alles in
einem passiert. Mit einem oder zwei Fingern und jede Bewegung verändert das
Bild. Das kann echt frustrieren. Hier ist Zwischenspeichern bzw. die
Rückgängig-Funktion euer bester Freund.
Dieses Problem wird
es auch bei der mobilen Version von Affinty Photo geben (ca. 10€). Aber ich
vermute, dass es dort zusätzlich die Möglichkeit gibt, Drehung, Größe und
Position über Zahleneingaben im Transformationsmenü (siehe unten) zu steuern.
Ich habe nur das Vektorgrafikprogramm von Affinity auf dem Tablet, deswegen
sind diese Angaben ohne Gewähr.
GIMP
Dieses Desktop-Programm
mit dem lustigen Namen wurde als Open-Source-Äquivalent zu Photoshop
entwickelt. Sprich es ist kostenlos, kann viele Dinge, die Photoshop kann, ist
aber manchmal etwas umständlich. So sind Verschieben, Drehen und Skalieren, was
bei anderen Programmen in einem passiert, hier in verschiedene Werkzeuge
aufgeteilt.
Großer Vorteil von
GIMP ist, dass man zum Drehen bzw. Skalieren an jeder Stelle des Bildes
anpacken kann. So lässt sich sehr genau arbeiten. Außerdem lässt sich der
Drehpunkt frei im Bild verschieben, auch ein praktisches Detail. Mit der
Ankertransformation kann man das Bild bzw. vorher ausgewählte Bildbereiche auch
verzerren. Diese Funktion ist aber etwas für Fortgeschrittene und in Affinity
deutlich besser gelöst.
Affinity Photo
Ihr habt es
wahrscheinlich schon vermutet: Affinity Photo ist das Programm meiner Wahl. Das
gibt es sowohl als mobile als auch Desktop-Variante, wobei ich nur mit
letzterer Erfahrung habe. Affinity ist kostenpflichtig aber mit ca. 55€ als
Einzelkauf deutlich günstiger als Photoshop (Abo mit ca. 25€ pro Monat) und hat
mich bisher nicht enttäuscht.
Im Großen und Ganzen
ist Affinity Photo wesentlich angenehmer zu handhaben als GIMP, aber genau an
der Stelle, die wir hier brauchen, ist es doch wieder umständlicher. Bewegen,
Drehen und Skalieren ist alles in der Funktion Verschieben zusammengefasst. Zum
Bewegen kann man an jedem Punkt im Bild anfassen, aber Skalieren und Drehen
geht nur über die Knoten an den Außenkanten. Es lässt sich also nicht so fein
arbeiten wie bei GIMP. Man kann sich jedoch über das Transformationsmenü unten
rechts behelfen. Vor allem für Drehungen nutze ich die direkte Zahleneingabe.
Affinity kann aber auch nur in 0,1° Schritten drehen (0,01° bei GIMP).
Warum ich für den
12tel Blick trotzdem Affinity Photo nutze?
Wegen der Funktion
„Gitterverzerrung“. Damit lassen sich auch perspektivische Verzerrungen in den
äußeren Bildbereichen gerade bügeln. Das lässt mein Perfektionistenherz höherschlagen.
Das war es, was ich am Anfang mit schweren Geschützen meinte.
Teil 3 - Bewegte Bilder
Der schwierigste Teil
ist geschafft. Was wir nun vor haben ist vergleichsweise einfach. Quasi eine
Diashow oder Präsentation mit definierten Zeitabständen und
Übergangsanimationen.
Die Bedienoberfläche
von Videoschnittprogrammen ist im Allgemeinen in drei Bereiche aufgeteilt.
Unten hat man den Zeitstrahl, auf dem die Clips aneinander oder auch
übereinander gelagert sind. Dann gibt es die Vorschau, die das Standbild der
aktuellen Videoposition zeigt, und den Bereich für die Funktionen und
Werkzeuge. Die Clips im Zeitstrahl werden als Reihe von Standbildern angezeigt,
um eine Orientierung im Geschehen zu ermöglichen. Wo zwei Clips
aneinanderstoßen, wird ein Symbol o.ä. angezeigt, das die Art des Übergangs
darstellt. Der Zeitstrahl kann aus mehreren Ebenen bestehen, wenn man zum
Beispiel noch animierte Sticker hinzufügt.
In diesem Zeitstrahl
fügt ihr nun eure zwölf Blicke ein. Achtet auf die richtige Reihenfolge und
darauf, dass keine Lücken entstehen.
Und nun werdet ihr
Regisseur eures eigenen Filmes. Alles ist euch überlassen. Wie lange werden die
einzelnen Bilder angezeigt, welche Übergänge ihr nutzt. Ich möchte euch nur ein
paar Anregungen und Tipps geben.
- Meine 12tel-Blickvideo dauern
meist 30 Sekunden. Das empfinde ich als eine angenehme Schnelligkeit. Kürzer
würde ich nicht empfehlen (außer man will es in eine Insta-Story quetschen). Vor
allem für Blicke auf denen viel los ist, kann ein längeres Video sehr von
Vorteil sein.
- Bei mir sind alle Bilder gleich
lang zu sehen, aber das muss nicht so sein. Einen trostlosen Winter ohne Schnee
kann man ruhig schneller abhandeln und sich für Frühjahr und Sommer mehr Zeit
lassen.
- Überblenden als Übergang: Dieser
Effekt, wenn ein Monat ganz langsam in den nächsten fließt, kommt am besten
heraus, wenn der Übergang besonders langsam erfolgt. Bei meinem
Scharfensteinvideo sind die
Bilder je 3s lang und der Übergang dauert 2s.
- Den Übergang nutzen, um Fehler
beim Ausrichten zu kaschieren: Schaut euch mein Video von der Tauchereiche amEdersee an. Und jetzt
nochmal und achtet auf die linke Seite. Ist euch beim ersten Mal aufgefallen,
wie die Bäume da hüpfen? Nein? Gut! Ich habe bewusst die Raute als Übergangsanimation gewählt, weil sie nochmal den
Fokus auf die Eiche im Bildmittelpunkt verstärkt. Dadurch fallen die kleinen
Abweichungen an den Bildrändern nicht mehr so auf.
- Bitte, bitte! Entscheidet euch für
eine Übergangsanimation. Maximal zwei verschiedene, sonst lenkt das zu sehr von
eurem Blick ab.
- VVon bewegten Übergängen, wo der
nächste Monat ins Bild hüpft, würde ich die Finger lassen. Das zerstört die
Illusion.
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@zedena.tharendt |
Teil 4 – Videoprogramme
Gerade fürs
Smartphone gibt es inzwischen hunderte Apps zum Schneiden von Videos. Alle sind
etwa gleich aufgebaut und viele kostenlos, wenn man mit dem Wasserzeichen der
App leben kann. Hauptunterscheidungskriterium ist die Bedienerfreundlichkeit
und die verfügbaren animierten Sticker, Filter und Übergänge. Weitere solcher
Kleinigkeiten kosten meist extra.
Ich habe verschiedene
Apps ausprobiert und bin bei InShot hängen geblieben. Die App ist aufgeräumt,
schnell und bietet neben der Videobearbeitung auch eine gute Bildbearbeitung. Zusätzlicher
Bonus: Wenn ihr einen querformatigen Blick habt, aber das Video als Story bei
Instagram posten wollt, lässt sich nicht nur ganz schnell das passende Format
auswählen, sondern all der leere Raum in diesem extremen Hochformat wird
automatisch gefüllt.
Wer am PC oder Laptop
arbeitet, muss sich jedoch gar nicht mit einem Videoschnittprogramm anfreunden.
PowerPoint kann das auch und ist bei vielen als Teil des Microsoft Office Paketes
bereits vorhanden.
Über die
Dokumenteneinstellung könnt ihr die Größe der Folien an eure Bilder anpassen.
Dann einfach den Januar bildfüllend auf der Titelseite einfügen und die Folie
kopieren. Im Menü „Übergänge“ lässt sich der gewünschte Übergangseffekt
zuweisen und außerdem feste Zeiten eingeben, wann der Übergang beginnt und die
lange er dauert. Ist das einmal eingestellt, kopiert ihr eure Folie und tauscht
einfach nur das Bild aus. So schnell habt ihr eine 12tel-Blickpräsentation, die
von ganz allein läuft. Das könnt ihr leicht überprüfen, indem ihr die
Bildschirmpräsentation startet. Gefällt euch, was ihr seht, geht auf Datei >
Exportieren > Video erstellen und das Video ist fertig.
Das war es von meiner
Seite. Ich hoffe ihr könnt mit meiner Erklärung was anfangen und ich freu mich
darauf eure Videos zu bestaunen.
Viele Grüße
Zedena
PS: Sollten noch
Fragen bestehen, findet ihr mich auf Instagram @zedena.tharendt oder per Mail
an zedena.v.tharendt „ät“ gmail.com.
Na, seid ihr auch so begeistert wie ich? Falls ihr euch diese Anleitung ausdrucken wollt, könnt ihr sie hier als pdf finden.
Viel Vergnügen!
Eva