Schon lange ringe ich mit mir um die Veröffentlichung dieses Postes. Nun, mit ein bisschen Abstand, kann ich euch von dieser Näharbeit berichten. Genäht habe ich Sternenkinderkleidung für den Verein Pusteblume. Er begleitet Eltern nach der Geburt eines "Sternenkindes", eines tot geborenen Kindes.
Leider fiel mir das Nähen der Kleidung nicht einfach so ein - für mich war es Therapie. Ich habe vor einigen Wochen, ganz zeitig in der Schwangerschaft, ein Kind verloren.
Zwei Tage, nachdem ich aus dem Spital kam, war ich mit dem kleinen Fuchs beim Zahnarzt, der Alltag geht einfach recht munter weiter - und das ist auch gut so. Die Zahnärztin stellt ihm eine vermeintlich einfache Frage: "Hast du einen Bruder oder ein Schwester zu Hause?" Das arme Kind schaute etwas verzwickt und meinte: "Nein???"
Nach der Kontrolle gings dirket in die Konditorei um ein Eis (ja, nicht sooo pädagogisch wertvoll). Während des Schleckens meinte der kleine Fuchs: "Weißt du, die Frage ob Bruder oder Schwester war total schwer. Ich weiß ja nicht ob es ein Bruder oder eine Schwester war. Ich weiß ja nur wir haben ein Baby im Himmel." SCHLUCK! Da war ich mal sprachlos. Nach ein paar weiteren Schleckern meinte er: "Eh gut, dass ich es nicht gesehen habe, denn sonst wär ich richtig traurig. So weiß ich einfach das Baby ist im Himmel." WÜRG! Ich musste mich sehr konzentrieren nicht an Ort und Stelle loszuplärren.
Wie recht er hatte! So deutlich hatte mir das einfach noch niemand gesagt! Ja, das Baby ist im Himmel - eine schöne Vorstellung. Und ja, irgendwas hat wohl nicht gepasst. Wenige Wochen später hätten wir ein Kind begraben. Es zu sehen wäre wirklich schlimm gewesen.
Ich bin meinem Kind so dankbar für diese klaren Worte. Seit dem geht es mir besser. Ich habe mich erinnert, auf einem Blog mal Sternenkindkleidung gesehen zu haben. Und dann hat für mich die Nähtherapie begonnen. Rotz und Wasser hab ich bei der Entstehung dieser Teile geheult, und doch mit jedem Stück ist ein wenig Traurigkeit verschwunden.
Wenn ihr ebenfalls ein wenig nähen oder stricken wollt, beim Verein Pusteblume gibt es einen Link. Auch in Deutschland gibt es etliche Initativen. Gebraucht werden vor allem ganz, ganz kleine Säckchen für sehr jung geborene Kinder. Da das Schnittmuster für die größeren Teile da nicht mehr praktikabel ist, habe ich ein eigenes entworfen, am Bild die beiden kleinsten. Ich werde es in nächster Zeit zeichnen und fotografieren. Aber nun tobt einfach das normale Leben um mich rum, der Schulschluss naht - da muss die Knipserei noch ein wenig warten.
Macht euch keine Sorgen um mich. Die Zeit der ersten Traurigkeit ist vorbei. Eine leise Wehmut wird wohl für immer bleiben. Als ich in meiner Jugend an später dachte, sah ich immer mehrere Kinder um mich herum. Das wird wohl nicht mehr klappen. Diesen Wunsch gebe ich nun auf, es wird Zeit sich neue zu suchen.
Das Leben meint es gut mit mir. Schaut euch doch nur mal die Reaktion des kleinen Fuchses an. Er ist so ein tolles Kind, ich habe keinen Grund mich zu beklagen. Ein bisschen wehmütig sein und manchmal verpassten Chancen hinterherweinen ist in Ordnung, aber düstere Gedanken zu groß werden zu lassen, das liegt mir nicht.