Ich habe eine neue Leidenschaft: Improv-Quilten. Die Kurzzusammenfassung davon: Decken herstellen ohne Anleitung, aus dem Bauch heraus. Das bedeutet nicht ohne Plan, aber nach MEINEM Plan. Um dieser Leidenschaft gleich so richtig zu fröhnen habe ich mir vier Ispirations-Bücher auf einen Schlag gekauft. Das war wirklich weise Vorraussicht. In Zeiten wie diesen komme ich sogar dazu sie zu lesen.
Ein Buch das mich besonders catcht (Quiltbücher sind englisch, das färbt ab :-) ist The Improv Handbook for Modern Quilters von Sheri Lynn Wood. Score #1 heißt Floating Squares... und der Aufgabe habe ich mich hingegeben. Meine Vorsätze waren gleich mal hoch: Man sollte eine sehr reduzierte Anzahl Stoffe aussuchen, in Quadrate schneiden und jeweils zwei Quadrate ganz zufällig zusammennähen, ein weiterer Stoff ist Füllstoff.
Im Überschwang habe ich das Kind in den Keller geschickt: Hole irgendwelche zwei Stoffe, können ruhig unterschiedlich sein. Den dritten suche ich dazu aus. Was auch immer du aussuchst vernähe ich. Ich mach ja improv... ich improvisier da schon was zsam!
Öhm.
Das Kind brachte einen Affen-Kinderstoff in türkis bis grün. Und einen rot goldenen Karostoff.
Urks.
Improv!
Schatzi.... ich habe wohl nicht erwähnt, dass sie einfärbig sein sollen. *ganzliebguck*
Und dann kamen tatsächlich zwei Stoffe die es wert waren Arbeit reinzustecken: ein sehr kräftiges Rot und ein Blau mit einem kräftigen Lilastich. Cool! Meine "dritte Farbe" war schnell gefunden: ein Rest Regenbogenstoff.... also eigentlich etliche Farben. Ihr findet das hat die Beschränkung auf drei Farben aufgehoben? Ah geh! Ja. Vielleicht. So wenig Farben auf einer Decke, das konnte ich mir schwer vorstellen.
Aber am Beginn war ich echt "brav" im score: Ich habe wirklich ganz zufällig gearbeitet. Etliche Durchgänge habe ich Quadrate an Quadrate genäht ohne zu beschönigen oder zu viel zu denken.
Als der Regenbogenrest dann verbraucht war hatte ich Lust auf ganz viel Blau. Irgendwie zog es mich in diese Richtung. Schlussendlich: gute Entscheidung!
Die Füllung ist eine alte Wolldecke. Das Quilten mit meiner Maschine ist nicht einfach. Ohne Walking Foot muss man höllisch aufpassen, dass die Schichten sich nicht verschieben. Da dieser Quilt mit 60x60 cm aber recht klein ist ging es gut!
So richtig gut gelungen finde ich ja die Rückseite! Die optischen Effekte der Steppung wirken da besonders gut. Ich bin zufrieden!
Was habe ich gelernt?
O Die Beschränkung auf drei Farben war sehr, sehr hart. Mit Regenbogenschummelei gings leichter.
O Das größte Aha hatte ich beim Bügeln. Ich habe "den Stoff aussuchen lassen" wo er hingebügelt werden will. Ich bin Team Auseinanderbügeln. Diesmal habe ich nicht gegen den Stoff gekämpft sondern ihn machen lassen. Gute Erfahrung!
O Das Absteppen ging erstaunlich gut, ich wage mich mit dieser Füllung auch an größere Quits.
O Sinnsloses Nähen macht einfach Spaß und befreit. Es ist wie spielen. Ich nähe viel Kleidung, da ist exakt sein das A und O. Kleine Quilts ohne Sinn, nur so, habe ich lange belächelt. Aber Näharbeiten müssen nicht zwingend ein sinnvolles Endprodukt ergeben. Ich kann auch einfach mit dem Material spielen... wobei. Ab jetzt habe ich am WC keine kalten Füße mehr. Wenn das nicht sinnvoll ist?