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Pfadfinderkochstelle auf dem Sommerager |
Astrid möchte gerne wissen wie es um uns und das Feuer bestellt ist.
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Bau der Kochstelle, die ersten Steher werden zurechtgehakt. |
Ich mag Feuer.
Schon immer.
Diese Liebe wurde bei mir betimmt in der Kindheit geschürt.
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Mit Sisalschnur und Bünden wird das Grundgerüst gemacht. |
Feuer hat für mich etwas Verbindendes, Wärmendes, Nährendes. Der Verbindende Effekt ist immer da wenn jemand ein Feuer entfacht, alle stehen herum, starrren hinein, eine Gitarre kommt hinzu... ich glaube kaum jemand kann sich solch einer Szene entziehen. Viele Menschen werden das als behaglilch und verbindend empfinden.
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Eine dicke Lehmschicht verhindert das Durchbrennen. |
Dass ich Feuer auch als nährend und Gemeinschaft stiftend empfinde, das verdanke ich den Pfadfindern. So eine gebaute Kochstelle ist ein offensichtlicher Mittelpunkt der Gemeinschaft. 10 Tage lang über offenem Feuer, an einer selbst gebauten Kochstelle zu kochen- das geht nur gemeinsam. Das Feuer zu zähmen und es in die Mitte der Gesellschaft zu bringen war eine große Leistung der Menschheit.
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Stauraum an allen Ecken und Enden, wie in einer richtigen Küche. |
Unsere Feuer heute, sind einfach nicht mehr sichtbar, entkoppelt von uns. Das Gas in der Therme kommt aus Russland, es hat nichts mehr mit uns zu tun. Der Strom für den Herd wird in zig verschiedenen Kraftwerken produziert, in Ringleitungen durch halb Europa gejagt bis er unser Mittagessen wärmt. Was das mit mir zu tun hat? Gefühlt nichts. Das Benzin aus dem Nahen Osten, über tausende Kilometer in Pipelines unterwegs, bis es in meinem Benzintank landet hat es so einen Weg hinter sich, dass ich mich nicht sonderlich mit ihm identifiziere. Unsere "Feuer" unsere Energiequellen - wir haben sie einfach nicht mehr selbst in der Hand.
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Essentielles Utensil: der Topdeckel! Ohne ihn bekommt jegliches Essen die Geschmacksnote "Waldkraft". |
Ich möchte nicht zurück zu dem Leben am Herd, zu den "guten alten Zeiten". Eben weil ich über viele, viele Sommer hinweg erfahren habe, dass du alleine gar nichts ausrichtest, in einer einfacheren Zivilisation. Oft war ich als Leiterin die erste in der Früh die auf war, trockenes Unterzündholz zusammengesucht hat, gehofft dass genug gehacktes da ist, ein Feuer entzündet, geschürt, Milch und Tee-Kaffee-Wasser aufgesetzt, mit beißendem Rauch gekümpft, den Milchtopf permanent hin und hergerutscht, dass nichts anbrennt... und das alles noch lang vor dem ersten Kaffee. So ein Aufwand - nur fürs Frühstück!
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Hacken, sammeln, trocken verstauen. Schon der Morgentau reicht um den Frühstückskaffee ins Unendliche zu verschieben. |
Wie einfach ist ein Frühstück zu Hause. Kaffemaschine, Mirkowelle, in wenigen Minuten ist alles bereit. Den Arbeiter aus dem tschechischen Atomkraftwerk, den habe ich nicht im Kopf wenn ich die Mikrowelle einschalte. Ach, ihr bezieht wie ich Ökostrom? Ich bezweifle, dass ihr dann an den deutschen Arbeiter, der die Glasfasernmatten für die Windkraftanlage verarbeitet hat, denkt. Geschweige denn an den chinesischen Siliziumbergmann. Die ganze Welt hilft mir beim Wärmen der Milch und doch mach ich es ganz alleine.
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Einfacher Kakao wird hier zum Gericht der hohen Schule! |
Wie seltsam das ist, wird mir erst wieder beim Betrachten meiner Fotos hier klar. Ich zeige euch Fotos einer Lagerkochstelle. Etwa 20 Leute haben 10 Tage drauf ihr Essen gekocht - und ja auch das Frühstück, den Kaffee - das haben wir als "gekocht" ja gar nicht mehr am Plan. Die Fotos stammen aus dem Jahr 2003, da habe ich meine erste digitale Kamera bekommen. Wie viele unfotografierte Feuer ich davor schon entfacht habe? Viele!
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Viele Hände, schnelles Ende! |
Feuer ist in meiner Umgebung stets ein "Zuckerl", ein Zusatz der das Leben schöner macht. Als Adventkranz, als Schwedenofen auf dem die Bratäpfel zischen und die Orangenschalen trocknen, als Kerze in der Laterne vorm Haus. Notwenig sind all diese Feuerchen in meinem Leben nicht. Aber schön und beahglich sind sie immer. Die lebensnotwendigen "Feuer" brennen anderswo: Müllverbrennungsanlage, Funken im LKW der mein Essen bringt, Stahlerzeugung, Ölheizung in der Schule. All diese Feuer sind weit weg, abstrakt und alles andere als romantisch. Aber lebensnotwendig.
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Einige Tage später - Wiese. So wie vorher. Nachhaltig ist es, aber nur gemeinsam zu packen. |
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