Nordnordwest - da kommt der Wind her

2. Februar 2017

Mit so einem Strickstück kann es sein wie mit dem Leben. Manchmal kommt ein Wind auf, der schnell zum Sturm wird. Aber irgendwann geht auch das ärgste Unwetter vorbei und der Himmel klart auf.



Vor über einem Jahr habe ich mir auf einem Weihnachstmarkt einen Strang graue Wolle von Lanafactum gekauft. Die Wolle wird von den eigenen Angorahasen gewonnen, der kleine Fuchs wollte unbedingt so ein Knäuel. Am Krankenbett meiner Mama habe ich eine Haube für sie begonnen, ihr war ständig kalt. Der Verlauf der Krankheit hat mich die Nadeln bald weglegen lassen.




Meine Mama hat mir zwei angestrickte Westen hinterlassen. Wer schon mal getrauert hat weiß, dass in verschiedenen Phasen  verschiedene Aktion gut tun.
Erst ist Verräumen das Richtige.
Nach einer Weile kommt das Auftrennen mit vielen, vielen Tränen um dann gleich wieder alles aus dem Blickfeld zu räumen.
Danach ist das Vorholen und Drüberstreicheln dran.
Und irgendwann fasst man einen neuen Plan.
Der Beginn ist zögerlich, fast ängstlich.
Und dann fühlt sich doch alles ganz gut an.




Nordnordwest -von Meermädchen- heißt das Tuch, das ich mir gestrickt habe. Ich habe ein Tuch gesucht, das die graue Wolle zur Geltung bingt und für den Farbverlauf ebenso passt. Gestrickt wir das Tuch in drei Schritten. Erst der Innenteil, dann werden rundherum die Maschen aufgenommen und der Mittelteil wird gestrickt. Zum Schluss kommt noch der Rand quer gestrickt dran. Vor dem Teil hatte ich Respekt, ich dacht das würde ewig dauern. War gar nicht so. Das Tuch ist wesentlich kleiner als im Original, aber die graue Wolle... Mehr war nicht da. Sollte ja auch eine Haube werden.

Ich bin zufrieden mit dem Tuch! Es ist herrlich warm und die eingestrickten Erinnerungen tun mir wider Erwarten gut.

19 Kommentare on "Nordnordwest - da kommt der Wind her"
  1. Tut mir leid zu hören! Ich wünsche dir viel kraft weiterhin und dieses schöne Tuch wird dir bestimmt immer etwas ganz besonderes sein. LG, Nina

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  2. Das Tuch ist einfach wunderbar, liebe Eva. Fühl' Dich von mir still in den Arm genommen, Nicole

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  3. Das sieht extrem kuschelig und warm aus...fein. LG Lotta.

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  4. Das glaub ich dir gerne.... und schön ist es auf jeden Fall! Und selbst mich hat es erinnert: an die Angorahasen der Kindheit und das Wollprojekt damals. Und jetzt weiß ich wieder, warum ich Angorawolle am liebsten mag.
    GLG
    Astrid

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  5. Liebe Eva, dein Bericht ist so berührend, und sehr gut nachvollziehbar. Was für ein feine Werk, warm, weich, erinnerungsschwer und voller Liebe, wunderschön!
    Liebe Grüße
    Andrea

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  6. Deine Mama hat wahrlich "Spuren hinterlassen" und du hast sie ganz wunderbar aufgearbeitet. Es freut mich, dass dir das Tuch gut tut. Ganz nebenbei steht es dir auch wunderbar.
    <3lich Birgit

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  7. Ach Schokostückchen, was kann ich da schreiben?
    Seufz!
    Das Tuch ist wunderschön - in jeder Hinsicht!
    Bussi

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  8. Das hast Du sehr gut gemacht und es ist wunderschön geworden.

    LG Astrid

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  9. Dann kannst du dich jetzt darin einhüllen wie in eine Umarmung ...
    Liebe Grüße von Doro

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  10. diese Erinnerungstuchgeschichte finde ich sehr berührend und schön!

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  11. Dein Text ist mindestens so schön wie dein Strickwerk, liebe Eva !
    Herzliche Grüße, helga

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  12. jetzt musste ich gerade wieder ein paar tränen verdrücken! dein tuch ist soooo schön! und die geschichte dahinter sooo liebevoll!
    ♥♥♥ monika

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  13. Meine Mama ist schon viele Jahre tot, aber immer, wenn ich geerbte Teile in die Hand nehme, muss ich an sie denken und zärtlich drüberstreichen. Ich freue mich, zu lesen, dass es Dir gelungen ist, einen Teil der Trauer mit Hilfe des Strickens und der Wolle, aufzuarbeiten. Das ist so wichtig. Sei lieb gedrückt, Birgitt P.S. Das Tuch und Material ist bezaubernd und steht Dir seeeehr gut.

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  14. Das ist aber wirklich originell und die Farben gefallen mir gut.
    LG
    Magdalena

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  15. So ein schönes Tuch... Da ich nicht stricken kann, finde ich es jetzt noch mal so schön, dass ich Mutters grauen Wollschal nach ihrem Tod damals gleich mitgenommen hatte. Ich konnte ihn auch gleich tragen und hab ihn immer noch gern, er wärmt so schön und hält die Schultern warm, wenn es regnet. Es ist auch eine ganz ganz weiche Wolle, wer weiß, vielleicht auch von einem grauen Angorakaninchen... Lieben Gruß Ghislana

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  16. Es ist wunder-wunder-wunderschön...

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  17. Das hast Du gut gemacht und stricken ist immer gut wenn man traurig ist!
    LG und alle guten Wünsche für Dich, von Annette

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  18. Ein Seelentuch!
    Lass dich drücken, Traude

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  19. Ein wundervolles Tuch! Danke, dass du deine Gedanken mit uns teilst ...

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